Kunst, Kultur und Freizeit
Viele Jahrhunderte lang, zumindest bis in unsere Zeit, war Montepulciano das wichtigste kulturelle Zentrum des westlichen Chiana-Tals. Die theatralische Tätigkeit ist spätestens seit der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts dokumentiert: Es gab zu dieser Zeit eine Akademie (die so genannte Akademie der Raggirati), die oft bei der Gemeinde um verschiedene Formen der Hilfe und Unterstützung für ihrer Darbietungen anfragte.
Auf diese Akademie folgt (ab 1706) jene der Intrigati, die sich erst kürzlich auflöste. Sie hatte als Literaturakademie begonnen, entwickelte bald eine intensive Theatertätigkeit, baute ein erstes Theater in den Räumen des Rathauses auf (1761). Dieses erwies sich als unzureichend und wurde abgerissen. 1793 baut man an geeigneter Stelle das Teatro Poliziano, welches im Jahre 1881 komplett umgebaut wird und im Frühjahr des nächsten Jahres wieder eröffnet wird.
Das Teatro Poliziano, welches bis 1978 der Akademie gehörte und dann in den Besitz der Stadt überging, wurde restauriert und den aktuellen Standards angepasst; derzeit bietet es Raum für eine Theater-Wintersaison, einige Sommeraufführungen des Cantiere Internazionale d'Arte und es wird auch für verschiedene Veranstaltungen (Konferenzen, etc.) verwendet.
Die Stadtbibliothek verfügt über einen antiken Fundus von 12.000 Bänden und einen modernen Bestand von etwa 18.000 Büchern. Sein ursprünglicher Kern ist die Bibliothek des Jesuitenkollegs, das es in der Stadt gab, das zusammen mit dem Orden im Jahre 1773 abgeschafft wurde. In der Folgezeit wurde sie von anderen Klosterauflösungen, Vermächtnissen und Zukäufen bereichert. Derzeit spielt sie eine besondere Rolle als Bibliothek für Studium und Forschung, vor allem von Studenten der verschiedenen weiterführenden Schulen in der Stadt genutzt aber auch Stützpunkt für Universitätsstudenten für Literaturrecherchen. Montepulciano bietet außerdem einwertvolles Stadtmuseum: Die Kollektionen bestehen hauptsächlich aus Gemälden und haben ihren Kern in der Bildergalerie des Primicerius Francesca Crociani, die er der Stadt im Jahre 1861 überließ, dazu kommen einige Gemälde aus den Auflösungen der Klöster und eine interessante Abteilung für Archäologie, welche einige etruskische Grabbeigaben des 6. bis 5. Jahrhunderts vor Christus zeigt sowie römische Funde, die aus dem Gebiet der Gemeinde Acquaviva stammen (es wird angenommen, dass die Stadt in der Römerzeit eine wichtige Station entlang der Handelsstraße war, die durch das Val di Chiana führte). Es gibt auch andere etruskische Fundstücke zu sehen.
Was das Museum so besonders macht ist die Zeitspanne von der Antike bis zum neunzehnten Jahrhundert, aber auch die Vielfalt der Arten von Bildern: Eigenschaften, die keine Parallele in anderen Museen in der Gegend haben. Die wichtigsten kulturellen Ereignisse von Montepulciano liegen im Bereich der Musik und des Schauspiels. Das wichtigste Ereignis ist das Cantiere Internazionale d'Arte, ein Ereignis, das im Sommer stattfindet: die Aufführungen und Konzerte, die das Programm ausmachen, werden geduldig in Montepulciano in den Monaten vor dem offiziellen Beginn des Festivals eistudiert, oft speziell für die Örtlichkeiten der Stadt geschrieben, .
Die Idee geht auf den Komponisten Hans Werner Henze zurück, der auch der künstlerische Leiter vieler Ausgaben war,(die erste im Jahr 1976). Die Initiative erlebte eine starke Auffrischung im Jahr 1999 unter der künstlerischen Leitung des jungen Maestro Enrique Mazzola und dank der Organisation der Verbände von Montepulciano.
Eng verbunden mit dem Cantiere ist das Musikinstitut, welches im achtzehnten Jahrhundert als Palastkapelle entstand und schon immer eine wichtige Rolle spielte bei der Förderung und Verbreitung von Musik. Nach den fünfziger Jahren gab es einen langsamen Verfall, durch den persönlichen Einsatz von Meister Henze und die Anreize des Cantiere blühte es aber wieder auf.
Erwähnenswert ist der Bruscello Poliziano, eine besondere Form von Freilicht-Schauspiel, welches alte Traditionen mit der Welt der Oper zu verbinden versucht: der Bruscello war ursprünglich ein einstimmiger Strophengesang, bei dem der Sänger nach der Ernte Geschichten oder mythologische Ereignisse auf den Bauernhöfen wiedergab. Der Bruscello Poliziano, eine originelle Erfindung der späten dreißiger Jahre, erlebte seine Blütezeit zwischen den fünfziger und sechziger Jahren. Als Themen werden mittelalterliche Ereignisse aus der Region aufgegriffen, die von einer Sängergruppe in reicher Kostümierung auf der Domtreppe aufgeführt werden. Jeder Sänger hat seine eigene charakteristische Melodie. Die Aufführung findet Mitte August statt und zieht immer noch ein großes Publikum an.
Das Interessante daran ist, dass die Schauspieler keine Profis sind, sondern ganz normale Bürger der Stadt, die sich während des langen Winters auf die Aufführung vorbereiten.